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Liebe, Teil 7 von Jiddu Krishnamurti

 Wenn Sie jemanden verlieren, den Sie lieben, vergießen Sie Tränen - gelten diese Tränen Ihnen oder dem Toten? Wehklagen Sie Ihretwillen oder beklagen Sie den anderen? Haben Sie je um einen anderen geweint? Haben Sie um Ihren Sohn, der auf dem Schlachtfeld getötet wurde, geweint? Sie haben geweint, aber kommen solche Tränen nicht aus dem Mitleid, das Sie mit sich selbst haben? Oder haben Sie geweint, weil ein Mensch getötet worden ist? Wenn Sie aus Selbstbemitleidung aufschreien, haben Ihre Tränen keine Bedeutung, weil Sie nur mit sich selbst beschäftigt sind. Wenn Sie jammern, weil Sie eines Menschen beraubt wurden, in den Sie sehr viel Zuneigung investiert hatten, war das keine wirkliche Zuneigung. Wenn Sie um Ihren Bruder weinen, der stirbt, dann sollten Sie es um seinetwillen tun. Es ist sehr leicht, um sich selbst zu wehklagen, weil der andere gestorben ist. Augenscheinlich weinen Sie, weil ihr Herz getroffen wurde, aber es ist nicht seinetwillen bewegt, sondern weil Sie sich selbst leid tun. Selbstbemitleidung aber macht Sie hart, engt Sie ein, macht Sie träge und stumpf.

 

Wenn Sie um sich selbst weinen, wenn Sie wehklagen, weil Sie einsam sind, weil Sie verlassen wurden, weil Sie keinen Einfluss mehr haben, wenn Sie über Ihr Schicksal und Ihre Umwelt klagen und immer um sich selbst Tränen vergießen - ist das Liebe? Wenn Sie das verstehen, das heißt, wenn Sie damit unmittelbar in Kontakt kommen, wie wenn Sie einen Baum oder eine Säule oder eine Hand berühren, dann werden Sie einsehen, dass das Leid selbsterzeugt ist, dass das Leid durch das Denken geschaffen wird, dass das Leid das Ergebnis der Zeit ist. Vor drei Jahren hatte ich noch meinen Bruder, nun ist er tot, nun bin ich einsam und voller Kummer, niemand ist da, bei dem ich Trost oder Kameradschaft suchen kann, und das füllt meine Augen mit Tränen.

 

Wenn Sie darauf achtgeben, können Sie sehen, wie das alles in Ihnen vor sich geht. Sie können es mit einem Blick in seiner ganzen Bedeutung wahrnehmen, ohne durch Analyse Zeit zu verschwenden. In einem Augenblick können Sie das gesamte Gefüge und Wesen dieses belanglosen kleinen Dinges sehen, das wir das »Ich« nennen - meine Tränen, meine Familie, meine Nation, mein Glaube, meine Religion -, dieses Hässliche, es liegt alles in Ihnen. Wenn Sie es mit Ihrem Herzen sehen, nicht mit Ihrem Verstand, wenn Sie es aus der Tiefe Ihres Herzens erkennen, dann haben Sie den Schlüssel zur Beendigung des Leides.


Jiddu Krishnamurti, geboren 1895 in Indien, gestorben 1986 in den USA, war einer der großen Revolutionäre unseres Jahrhunderts und einer der unabhängigsten Denker, die sich je der Erforschung der menschlichen Natur zuwandten. Auf Vortragsreisen und in mehr als 60 Büchern legte er Suchenden in aller Welt seine Auffassung eines geistigen Erwachens ohne die Vermittlung traditioneller religiöser Methoden dar.

Die beiden großen Themen Krishnamurtis waren „Freiheit“ und „Liebe“. Zu seine berührendsten Texte zum Thema „Liebe“, die zum Tiefsten gehören, was er je geschrieben oder gesprochen hat. Ein aufrüttelndes Dokument geist-iger Klarheit und selbstloser Hingabe. Eines der schönsten Zeugnisse von Krishnamurtis tiefer Verwirklichung!   



Leid und Liebe können nicht zusammen gehen. Aber in der christlichen Welt haben sie das Leid idealisiert, haben ihm im Kreuz Gestalt gegeben, es angebetet und deutlich gemacht, dass Sie niemals dem Leid entrinnen können, ausgenommen durch dieses eine bestimmte Tor. Das ist die wahre Struktur einer ausbeuterischen religiösen Gesellschaft.

 

Wenn Sie nun fragen, was Liebe ist, mögen Sie sich davor fürchten, die Antwort zu finden. Es mag einen völligen Umbruch bedeuten; die Familie mag aufgelöst werden; Sie mögen entdecken, dass Sie Ihre Frau oder Ihren Mann oder Ihre Kinder gar nicht lieben. Vielleicht müssen Sie das Haus zerstören, das Sie gebaut haben; vielleicht gehen Sie niemals wieder in den Tempel.

 

Aber wenn Sie dennoch den Wunsch haben, es herauszufinden, werden Sie erkennen, dass Furcht nicht Liebe ist, dass Abhängigkeit nicht Liebe ist, dass Eifersucht nicht Liebe ist, dass Besitzgier und Herrschsucht mit Liebe nichts zu tun haben, dass Verantwortungs- und Pflichtgefühl keine Liebe sind, dass Selbstbemitleidung keine Liebe ist, dass der Schmerz, nicht geliebt zu werden, keine Liebe ist. Liebe ist nicht das Gegenteil des Hasses, eben sowenig wie Demut der Gegensatz zur Eitelkeit ist. Wenn Sie das alles aus sich entfernen können, nicht durch Zwang, sondern indem Sie diese Dinge fortspülen, so wie der Regen den Staub vieler Tage von einem Blatt wäscht, dann werden Sie vielleicht zu jener seltsamen Blume hinfinden, nach der der Mensch immer hungert.

 

Jiddu Krishnamurti

aus "Einbruch in die Freiheit", Thema Liebe.








Das erleuchtete Buch

Und wenn die Sonne sich neigt...

Die Menschen stehen in ihrem eigenen Schatten und trüben dadurch ihre Lebensumstände. Um das zu ändern, gibt es bereits unzählige Wege und viele Bücher über schicksalslenkende Methoden. Doch wo liegt der Kernpunkt? 

 

Die Quintessenz einer Erkenntnis zeigte, dass alle Menschen als erleuchtete Wesen geboren werden. Eine fehlgeleitete Sichtweise schwebt über dieser Welt. Doch es gibt einen Weg, in die Ur-Essenz zurückzukehren

 

 

Jeder von euch hat als göttliches Wesen im Irdischen die Fähigkeit, euch und diese Welt wieder ins Lot zu bringen. Steuert euer existenzielles Geburtsrecht mit all euren göttlichen Gaben an, um die Welt für diejenigen, die folgen werden, besser zu machen. Ihr habt die verloren geglaubte Fähigkeit dazu. 



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